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Trügerisches Versprechen

Trügerisches Versprechen

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Nach dem tragischen Ende einer Verlobungsparty ist Special Agent Parisa Maxwell die einzige Überlebende und noch dazu die einzige Zeugin einer Entführung und des Diebstahls eines legendären Diamanten. Ihre beste Freundin wird vermisst, und Parisa schwört, alles zu tun, um sie zu retten ... koste es, was es wolle.

Jared MacIntyres komplettes Leben ist nichts anderes als ein sorgfältig konstruiertes Lügengerüst. Er ist definitiv nicht auf der Suche nach der schönen Brünetten, als er sich in die privaten Räume des Konsulats vorwagt, kann jedoch die Frau, die dort ums nackte Überleben kämpft, nicht so einfach ignorieren. Jetzt scheinen ihre Schicksale auf unerklärliche Weise miteinander verknüpft zu sein. Die Geiselnahme und der Raubüberfall sind möglicherweise Teil einer großen, tödlichen Verschwörung, die es zu verhindern gilt, damit nicht noch weitere Menschen, die ihm nahestehen, den Tod finden.

Zwei Fremde, von denen jeder sein eigenes Geheimnis hütet. Zwei Fremde, die nie erwartet hätten, inmitten all der Gefahr die große Liebe zu finden. Zwei Fremde, die das ultimative Risiko eingehen müssen: einander vertrauen–oder alles verlieren.

"Ein rasanter, realistischer, romantischer Thriller! 5 STERNE!" Perrin - Goodreads über Trügerisches Versprechen

Was die Leser dazu sagen …

„Trügerisches Versprechen ist eine mitreißende Geschichte über gefährliche Liebe, halsbrecherische Abenteuer und verwirrende Psychospiele.“ 
Isha C. – Goodreads

TRÜGERISCHES VERSPRECHEN ist eine spannungsgeladene Lektüre, wo die Handlung so viele unerwartete Wendungen nimmt, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann, bis man endlich erfährt, wer Jasmine entführt hat, Parisa töten will und Jared wirklich ist. Wieder einmal hat Barbara Freethy einen Krimi der Extraklasse erschaffen. Er lässt den/die LeserIn die Tage zählen, bis der nächste, fünfte Band der Serie Untergetaucht endlich veröffentlicht wird.“ Patricia – Goodreads

„Wunderbar spannungsgeladene, atemberaubende Action. Barbara Freethy wird immer besser und besser.“ 
R.J. – Goodreads über TRÜGERISCHES VERSPRECHEN

„Mrs Freethy ist ein Genie, wenn es um die Ausarbeitung von Charakteren geht, und bei diesen beiden Akteuren ist deren Unvollkommenheit perfekt getroffen. Der/die LeserIn muss sie einfach lieben. Ich kann die Fortsetzung der Serie kaum erwarten.“ 
Claire – Goodreads über TRÜGERISCHES VERSPRECHEN

Kapitel 1

Das letzte Mal, als Parisa Maxwell einer Feier im Konsulat beigewohnt hatte, war sie sechzehn gewesen und hatte den kompletten Abend damit verbracht, sich hinter einem schweren, dicken Samtvorhang zu verstecken und all die Reichen und Schönen zu beobachten, die Champagner tranken und sich in mindestens einem halben Dutzend verschiedener Sprachen miteinander unterhielten. Diese Party hatte auf der anderen Seite der Welt stattgefunden, in der US-Botschaft in Bezikstan, einem kleinen Land zwischen Nepal und Bangladesch, an der nordöstlichen Grenze zu Indien. 

Ihr Stiefvater, Harry Drummond, war dort fast drei Jahre lang als Botschafter tätig gewesen, und sie hatte das gebirgige und zumeist friedliche Land über alles geliebt. Während sie also als Teenager der Musik lauschte und davon träumte, selbst einmal an einer solchen Feier teilnehmen zu dürfen, hatte sie noch nicht die geringste Ahnung von dem Chaos und dem Terror, der kurz danach ausbrechen würde. 

Bei der Erinnerung daran krampfte sich ihr Innerstes zusammen. Es war fünfzehn Jahre her, aber diese Nacht hatte sich auf ewig in ihr Gedächtnis eingeprägt. 

Heute jedoch gab es keinen Grund, nervös zu sein. An diesem Abend ging es nicht um weltpolitische Geschehnisse, er war rein privater Natur. Der Generalkonsul von Bezikstan, Raj Kumar, richtete in New York City im Konsulat seines Landes, das sich in einem dreistöckigen Gebäude nur wenige Straßen vom Central Park entfernt befand, die Verlobungsfeier für seine Tochter Jasmine aus. 

Parisa war etwas überrascht gewesen, als sie eine Einladung zu dieser Party erhielt, hatte sie doch schon seit Jahren keinen Kontakt mehr zu den Kumars. Sie ging davon aus, dass man sie nur wegen der Freundschaft ihres Stiefvaters mit Raj Kumar dazu gebeten hatte, die selbst dann noch andauerte, nachdem sie Bezikstan verlassen hatten. Und natürlich aufgrund der Tatsache, dass sie, Jasmine und deren Schwester Anika vor sehr langer Zeit Klassenkameradinnen und beste Freundinnen gewesen waren.

Sie wünschte, ihre Mutter und ihr Stiefvater hätten sie zu diesem Event begleiten können, aber die nahmen derzeit an einem Yoga-Workshop teil. Also lag es an ihr, die Familie zu repräsentieren. Das jedoch war keine lästige Pflicht, im Gegenteil: Sie freute sich sogar darauf, die Kumars wiederzusehen. Da sie ihren Einsatz in San Francisco vor einigen Tagen beendet hatte, genehmigte sie sich kurzerhand ein paar Tage Urlaub, die sie auch bitter nötig hatte. 

Seit Jahren hetzte sie in halsbrecherischem Tempo von einem Job zum nächsten und wusste schon gar nicht mehr, wie man einen Gang zurückschaltete. Allerdings sollte sie allmählich wirklich mal langsamer machen, denn mit jeder weiteren Verlobungsparty wurde sie daran erinnert, dass ihr Leben nur noch aus Arbeit bestand – nicht unbedingt die gesündeste Art, sein Dasein auf dieser Welt zu fristen. 

Von einem vorbeihuschenden Kellner nahm sie ein Glas Champagner entgegen und ließ ihren Blick durch das überfüllte Foyer schweifen. Auf Anhieb kannte sie niemanden, aber sie befand sich ja auch noch im äußeren Empfangsbereich. Die Familie hatte sich bestimmt inzwischen im Salon versammelt. 

Trotz des freudigen Anlasses konnte sie sich des Gefühls nicht erwehren, dass sie besser auf der Hut sein sollte. Die letzten vier Jahre als FBI-Agentin hatten sie geprägt, und wo immer sie auch hinging, observierte sie, wenn auch unbewusst, jedes noch so kleine Detail: das Sicherheitspersonal an den Ein- und Ausgängen, jeder, der fehl am Platz schien, eine subtile Bewegung, eine Person, die anstatt mitzumachen einfach nur beobachtete. Das war eine Angewohnheit, die sich nur schwer ablegen ließ, aber heute würde sie einfach nur tief durchatmen und versuchen, sich zu entspannen und die Party zu genießen. 

Kaum war sie ein paar Schritte in Richtung Saal gegangen, als sie jemanden ihren Namen rufen hörte. 

Sie wirbelte herum und sah sich der wunderschönen und exotischen Anika Kumar gegenüber, die mit ihren einunddreißig Jahren genauso alt war wie sie selbst, ihr aber viel mondäner vorkam. Obwohl sie beide schwarze Kleider trugen, war Anikas Cocktailkleid um einiges kürzer und funkelte im Licht der Kronleuchter. Ihr dunkelbraunes Haar war kurz und schräg geschnitten und umrahmte ihr ovales, professionell geschminktes Gesicht, aus dem die roten Lippen und die dunklen Augen hervorstachen. 

„Parisa, wie freue ich mich, dich zu sehen!“, sagte Anika.

„Ich mich ebenso. Du siehst umwerfend aus.“ Aus dem mageren Mädchen mit den langen, schlaksigen Beinen und Armen war eine atemberaubend attraktive Frau geworden.

Anika lächelte sie auf eine Art und Weise an, die ihr deutlich machte, dass sie sich ihrer Schönheit durchaus bewusst war. Dann tauschten sie eine kurze, lockere Umarmung aus.

„Wie lange ist das jetzt her?“, fragte die Freundin sie. 

„Fünfzehn Jahre.“

„Unglaublich. Wie geht es dir? Was treibst du so? Ich erinnere mich, gehört zu haben, dass du für das Außenministerium arbeitest.“ 

Das war die Tarnung, die Parisa benutzte, seit sie Quantico verlassen hatte. Sie passte zu ihrem Werdegang und war vage genug, um nicht zu viele Fragen aufkommen zu lassen. Außerdem bot sie ihr die Möglichkeit, sich in internationalen Kreisen zu bewegen, ohne dass man sie genauer unter die Lupe nahm. 

„Ja“, bestätigte sie daher, „ich bin Übersetzerin.“ 

„Du warst ja schon immer sprachbegabt.“ 

„Was ist mit dir?“

„Ich arbeite bei WNN und bin als Aufnahmeleiterin zuständig für die Sendung Das Neueste aus aller Welt mit Bill Haskins.

„Wirklich? Das klingt interessant.“ Der renommierte und unerschrockene Auslandskorrespondent Bill Haskins moderierte ein einstündiges Magazin in den Kabelnachrichten, in dem er über wichtige Ereignisse rund um den Globus berichtete, und er begab sich oft an entlegene und manchmal gefährliche Orte, um seine Storys zu bekommen. „Reist du auch mit ihm herum?“

„Schön wär‘s, aber hoffentlich irgendwann mal. Im Moment ist es eigentlich ganz okay, dass ich erst einmal hier in der Stadt festsitze, denn Jasmines Hochzeit erfordert jede Menge Planung. Da sie Westley Larimer heiratet, den Erben des Larimer-Vermögens, wird ihre Hochzeit das Ereignis des Jahres werden.“

„Wie lange sind die beiden schon zusammen?“

„Eigentlich erst seit drei Monaten, aber Jasmine ist total verliebt, und Westley scheint es nicht anders zu gehen.“

„Ich freue mich natürlich für sie, auch wenn ich finde, dass das schon etwas überstürzt ist.“

„Jasmine sagt immer, wenn man sich sicher ist, ist man sich sicher“, sagte Anika, und ein Hauch Sarkasmus schwang in ihrer Stimme mit. 

„Ehrlich gesagt, ich wüsste es wahrscheinlich nicht sicher“, lachte Parisa. 

„Ich ebenso wenig“, stimmte die Freundin ihr zu. „Und außerdem genieße ich mein Single-Leben. Du doch bestimmt auch?“

„Ja.“

„Hast du meine Eltern schon gesehen? Sie haben sich wahnsinnig gefreut, als du bezüglich einer Einladung auf sie zugekommen bist.“

„Auf sie zugekommen?“, wiederholte Parisa erstaunt ihre Worte. 

Bevor Anika etwas erwidern konnte, wurde sie von einer jungen Frau in einem konservativen grauen Rock und dem dazu passenden Blazer abgelenkt. Wahrscheinlich eine der Mitarbeiterinnen. 

„Einen Augenblick bitte“, sagte sie und lächelte Parisa entschuldigend an. „Ich muss kurz etwas erledigen. Amüsiere dich einfach. Wer weiß – vielleicht entdeckst du ja irgendwo einen gut aussehenden Milliardär. Es sind einige von Westleys betuchten Freunden da.“

„Das wäre ja mal was“, murmelte sie.

Nachdem Anika gegangen war, machte sie sich erneut auf den Weg in den großen Salon. Die Kumars standen vor einem massiven gemauerten Kamin, in dem ein Feuer brannte. Es war Anfang Januar, und draußen herrschten Temperaturen knapp über null Grad. Überall lag noch matschiger Schnee herum, das Überbleibsel eines heftigen Kälteeinbruchs Mitte der Woche. In diesem Raum jedoch war es warm und gemütlich.

Raj Kumar war ein großer, hagerer Mann, dessen einst schwarzes Haar nun pfeffergrau war. Seine Frau Kenisha, fast dreißig Zentimeter kleiner als ihr Gatte, hatte braunes Haar, dunkle Augen und üppige Kurven, die in ihrem korallfarbenen Seidenkleid perfekt zur Geltung kamen. Beide sahen sehr glücklich aus.

Da die Kumars gerade von Gästen umringt waren, beschloss Parisa, noch ein wenig zu warten, bevor sie sich ihnen näherte. Als sie sich auf der Suche nach der zukünftigen Braut im Saal umschaute, blieb ihr Blick an einem Mann hängen, der sie auf eine Art und Weise beobachtete, die einen inneren Alarm in ihr auslöste. 

Er war außerordentlich attraktiv, gekleidet in einen schwarzen Anzug mit einem weißen Hemd und einer kastanienbraunen Krawatte. Sein Haar war dunkelbraun und wellig, allerdings ein wenig länger als ein Geschäftsmann es tragen würde, das Gesicht kantig, die Züge streng, aber glattrasiert. Die Farbe seiner Augen konnte sie nicht erkennen, aber sie waren hell – vielleicht blau oder grün. So, wie er den Mund verzog, machte er einen überheblichen Eindruck, der allerdings zu seiner selbstbewussten Haltung passte. Und obwohl sie an seinem Äußeren nicht das Geringste auszusetzen hatte – ganz im Gegenteil, es gab sogar eine ganze Menge, was ihr daran gefiel –, störte sie sein Blick. 

Dann lächelte er, und ein Schauer jagte ihr über den Rücken. Mit einem Mal war sie nervös und aufgeregt und spürte einen Knoten im Hals. Warum? Weil ein attraktiver Mann sie angelächelt hatte? Sie sollte wirklich dringend an ihrem Sozialleben arbeiten. 

Auf einer Party wie dieser war sie einfach nicht sie selbst, schien vergessen zu haben, wie es war, einfach nur zu flirten, ohne eine versteckte Absicht zu verfolgen. 

Der Mann hob sein Sektglas in ihre Richtung und prostete ihr zu, und sie tat es ihm gleich. Aber trotz dieser subtilen Annäherung machte er keinen Schritt auf sie zu.

Sie fragte sich, wer er war. Möglicherweise ein Freund des Bräutigams, Westley Larimer. Er schien im gleichen Alter zu sein – Anfang dreißig – und machte einen wohlhabenden und kultivierten Eindruck. 

„Parisa?“

Beim Klang einer vertrauten Männerstimme drehte sie sich schnell um und sah sich einem großen, grauhaarigen Mann Anfang sechzig gegenüber. Es handelte sich um Vincent Rowland, ehemaliger FBI-Agent und Vater von Jamie Rowland, einem ihrer Kameraden während der Ausbildung in Quantico, der bei einer Trainingsübung auf tragische Weise ums Leben gekommen war. „Mr Rowland, was machen Sie denn hier?“, erkundigte sie sich überrascht. 

Sie war Vincent schon des Öfteren begegnet und hatte im Vorjahr an einer Trauerfeier für Jamie teilgenommen. Jamies Vater war immer freundlich und charmant gewesen, aber trotzdem – irgendetwas hatte er an sich, das sie irritierte. Sie konnte es nur nicht genau einordnen. 

„Westley Larimer ist mein Patensohn“, erklärte er. 

„Wirklich? Das wusste ich gar nicht.“

„Ich war schon auf der Hochzeit seiner Eltern. Phillip und ich sind seit sehr langer Zeit befreundet, und ich kenne den Jungen seit seiner Geburt. Wie steht es mit dir? Wie kommst du auf diese Verlobungsfeier? Arbeitest du jetzt von New York aus?“

„Nein, ich bin extra für die Party hergeflogen.“ 

„Westley ist ein Bekannter von dir?“

„Nein, aber seine Verlobte, Jasmine. Eigentlich war ich gerade auf der Suche nach ihr. Wissen Sie, wo sie stecken könnte?“ Sie blickte sich erneut im Saal um, in der Hoffnung, diese irgendwo zu entdecken, aber wieder sah sie nur den geheimnisvollen Fremden. Diesmal lächelte er sie nicht an. Stattdessen drehte er sich um und reihte sich in die Schlange ein, die vor der Bar stand. 

„Da ist ja das glückliche Paar“, sagte Vincent.

Sie folgte seinem Blick und sah, wie Jasmine und ihr Verlobter händchenhaltend den Salon betraten. Ihre Freundin trug ein hellblaues Seidenkleid, das lange, braune Haar reichte ihr fast bis zur Taille. Sie war von zierlicher Statur, hatte große braune Augen und, im Vergleich zum Rest der Familie, einen eher hellen Teint. 

Westley Larimer war gut einen Meter achtzig groß und von schlanker Statur. Er hatte dunkelblondes, kurzes Haar und ebenmäßige Gesichtszüge, die ihn durch sein Lächeln und den strahlenden Stolz auf die Frau an seiner Seite noch attraktiver machten. 

Als Parisas Blick auf ihre ineinander verschlungenen Hände fiel, war sie fast geblendet von dem riesigen Diamanten an Jasmines Finger. Er musste an die fünfzehn Karat haben – mindestens. In diesem Moment bemerkte sie auch die beiden Männer in dunklen Anzügen, die das Paar flankierten und wie gut gekleidete Sicherheitsleute aussahen.

„Dieser Ring ist sensationell“, murmelte sie und schaute zu Vincent hinüber.

„Ein sehr seltener und perfekter blauer Diamant, sechzehn Komma sechs Karat, im Wert von etwa fünfzig Millionen Dollar. Er war jedoch wegen des Fluchs viele Jahre lang unter Verschluss.“

„Ein Fluch?“, fragte sie zweifelnd.

Seine Augen begannen zu funkeln. „Du glaubst nicht an so etwas?“

„Nein, das tue ich nicht.“

„Westley anscheinend ebenso wenig. Er war ganz versessen darauf, seiner zukünftigen Braut dieses Juwel an den Finger zu stecken.“

„Was hat es mit diesem angeblichen Fluch auf sich?“

„Die Details kenne ich leider auch nicht, aber das Schmuckstück wird seit Generationen an die zukünftige Frau des erstgeborenen Sohnes weitergegeben. Und einige dieser Frauen hatten kein glückliches Leben.“

„Seiner Mutter scheint es aber recht gut zu gehen.“

„Ja, aber sie trug den Diamanten auch nie. Sie hatte zu viel Angst.“

Vincent hielt inne, als das Brautpaar in der Mitte des Saales stehenblieb. Die Menge verstummte. Westley nahm von einem Mitarbeiter des Konsulats ein Handmikrofon entgegen. 

„Ich möchte allen für ihr Kommen danken“, begann er freundlich lächelnd seine Rede. „Jasmine und ich freuen uns darauf, den offiziellen Beginn unseres gemeinsamen Lebens mit dieser großartigen Verlobungsparty zu feiern, die von ihren großzügigen und wunderbaren Eltern, Raj und Kenisha Kumar, sowie ihrer Schwester Anika organisiert wurde.“

Die Kumars nickten in die Runde, als die Gäste ihnen einen anerkennenden Applaus spendeten.

„Ich möchte mich auch bei meinen Eltern – Phillip und Grace Larimer – und meinen Geschwistern bedanken, Jonathan und Holly“, fügte Westley hinzu und deutete mit dem Kopf in Richtung seiner Familie, die ganz in der Nähe der Kumars stand. Dann blickte er seine Verlobte an. „Ich bin der glücklichste Mann im ganzen Universum. Der Tag, an dem Jasmine sich bereit erklärte, meine Frau zu werden, wird für immer der beste Tag meines Lebens bleiben. Wir kommen aus sehr unterschiedlichen Welten, waren über mehrere Kontinente hinweg getrennt, aber wie durch ein Wunder haben wir zueinander gefunden. Deshalb würde ich jetzt gerne einen Toast aussprechen. Auf meine zukünftige Frau – Jasmine.“ Er erhob sein Glas.

„Auf Jasmine“, wiederholte die Menge. 

Parisa stieß erst mit Vincent und dann mit einigen anderen Leuten in ihrer unmittelbaren Nähe an.

„Nun aber“, fuhr Westley fort und lenkte die Aufmerksamkeit der Menge zurück auf sich, „wünschen wir Ihnen viel Spaß. Essen, trinken und amüsieren Sie sich. Wir hoffen, dass wir die Gelegenheit finden werden, mit jedem einzelnen von Ihnen zu sprechen, bevor der Abend zu Ende geht.“ 

Er beendete seine Rede, indem er seiner Braut einen liebevollen Kuss gab. Dann gesellte sich das Paar zu seinen Eltern. 

Parisa war ein wenig enttäuscht, dass die Freundin kein Wort gesagt hatte, aber Westley war eindeutig eine starke Persönlichkeit und Jasmine in einer Kultur aufgewachsen, in der Frauen sich im Hintergrund hielten. 

„Ich werde mal ein paar Worte mit den Larimers wechseln“, sagte Vincent. „Wenn du mich entschuldigen würdest.“

„Natürlich.“ Kaum war Vincent gegangen, entdeckte sie ein weiteres Gesicht aus ihrer Vergangenheit und lächelte erfreut. „Mr Langdon?“ Der blonde Brite mit den intelligenten, braunen Augen hatte an ihrer damaligen Schule in Bezikstan unterrichtet. 

„Parisa Maxwell? Dachte ich mir doch, dass du das bist.“ 

„Kaum zu glauben, dass Sie noch wissen, wer ich bin.“

„Eine meiner besten Sprachschülerinnen, soweit ich mich erinnere, und eine, die mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg hielt.“

„Leider viel zu häufig. Wie geht es Ihnen? Unterrichten Sie immer noch?“

„Das tue ich, habe aber vor etwa sechs Jahren an die Universität in Bezikstan gewechselt. Aktuell bin ich Gastprofessor am Everly College, wo auch mein Sohn Ben studiert.“

„Ben geht bereits aufs College?“

„Ja, er ist einundzwanzig. Er geht dort zur Schule, wo Jasmine Wirtschaftswissenschaften lehrt. Die beiden haben sich angefreundet und stehen sich sehr nahe. Sie ist wie eine große Schwester für ihn.“ Neil Langdon deutete mit dem Kinn in Richtung der Menschenschlange vor der Bar. „Der in dem blauen Anzug, das ist Ben.“

Parisa erspähte einen schlanken, jungen Mann mit dunklen Haaren und einem kurzen Bart. Niemals hätte sie in ihm das Kind wiedererkannt, auf das sie vor sehr langer Zeit regelmäßig aufgepasst hatte. „Er ist so erwachsen geworden.“ 

„Ja, die Zeit fliegt.“ Er winkte seinem Sohn zu und erregte damit seine Aufmerksamkeit. 

Ben löste ich aus der Schlange und kam zu ihnen herüber. 

„Ben, das ist Parisa Maxwell. Vor vielen Jahren, als sie mit ihren Eltern in der Botschaft lebte, hat sie dich immer babygesittet.“

Der junge Mann lächelte verhalten und es war klar, dass er keinen blassen Schimmer hatte, wer sie war. „Nett, dich wiederzusehen.“

„Keine Sorge, wenn du dich nicht an mich erinnern kannst. Du warst noch nicht mal fünf, als ich dich zuletzt gesehen habe“, sagte sie lachend. 

Er legte den Kopf schief. „Dann muss ich ja kein allzu schlechtes Gewissen haben. Möchte jemand von euch einen Drink? Ich wollte mir gerade einen holen.“

„Danke, ich habe bereits ein Glas“, antwortete sie.

„Nichts für mich“, lehnte Neil ab.

Nachdem Ben wieder losgezogen war, sagte sie: „Ihr Sohn ist sehr attraktiv, und er sieht Elizabeth sehr ähnlich. Ist Ihre Frau ebenfalls hier?“

„Bestimmt irgendwo, und ja, er sieht aus wie sie, was mir nur recht sein kann. Sie ist die Hübsche von uns beiden.“ 

Seine liebevollen Worte entlockten ihr ein Lächeln. Sie hatte schon immer den Eindruck gehabt, dass die Langdons eine großartige Ehe führten. „Ich hoffe, ich habe heute Abend noch Gelegenheit, mit ihr zu sprechen.“

„Ganz sicher. Sind deine Eltern auch hier?“ 

„Leider nein. Ich bin heute die einzige Vertreterin unserer Familie.“

„Umso mehr freue ich mich, dass zumindest du es einrichten konntest.“

„Ich ebenfalls“, mischte sich eine Frau in ihr Gespräch ein. 

Parisa lächelte, als die zukünftige Braut sich zu ihnen gesellte. „Jasmine, du siehst wunderschön aus.“

Beiden Frauen fielen sich in die Arme. Ihre Begrüßung war so viel herzlicher als die zwischen ihr und Anika.

„Ich kann es noch gar nicht fassen, dass du da bist, Parisa.“ Jasmine schüttelte überrascht den Kopf.

„Danke. Ich freue mich ja so für dich. Bestimmt bist du schon wahnsinnig aufgeregt.“

„O ja, ich kann es kaum in Worte fassen.“ 

„Ich lasse euch Mädels dann mal allein“, sagte Neil. „Ihr beide habt euch nach der langen Zeit bestimmt viel zu erzählen.“

„Vielleicht sprechen wir uns später noch einmal“, sagte Parisa zu ihm.

„Das wäre schön, denn ich würde nur zu gerne etwas über dein jetziges Leben erfahren.“

„Gerne.“

„Ich ebenfalls“, fügte Jasmine hinzu, als Neil sich zum Gehen wandte. 

„Ich bin überzeugt, deines ist wesentlich interessanter als meines. Wann soll die Hochzeit stattfinden?“ 

„Im Juni. Die wunderbarste Sache der Welt ist passiert – endlich hat mich die Liebe gefunden.“ 

Jasmines Worte erinnerten Parisa an die Zeit, als sie sich damals als Teenager häufig genau diese Frage gestellt hatten – wann wird die Liebe uns finden? „Ja, das hat sie. Du Glückliche.“

„Früher haben wir uns immer gefragt, wann und wie es wohl geschehen würde, weißt du noch?“, fragte die Freundin. „All die Male, wo wir über Jungs und unsere Zukunft sprachen?“

„O ja.“ Allerdings hatte sie für sich nie wirklich damit gerechnet. Sie war von Natur aus kein passiver Mensch und wartete nur ungern darauf, dass die Dinge zu ihr kamen. Lieber ergriff sie die Initiative und holte sich das, was sie wollte. Doch die Liebe – die wahre, ewige Liebe – war ihr bisher versagt geblieben.

Jasmine warf den beiden extrem aufdringlichen Sicherheitsleuten, die sich ständig in ihrer Nähe herumdrückten, einen verstohlenen Blick zu. „Ich habe das Gefühl, dass uns alle beobachten. Du wolltest doch mit mir reden, oder? Und ich möchte wirklich gerne hören, was du zu berichten hast. Es ist ja schon so lange her, seit wir uns ausführlich unterhalten konnten. Wollen wir vielleicht nach oben gehen?“

„Ich hätte wahnsinnig gerne ein paar Minuten mit dir allein, aber bist du dir sicher, dass du die Party verlassen kannst?“

„Die wird sich eh noch etliche Stunden hinziehen, und immerhin bist du meine beste Freundin aus Kindertagen.“ Sie blickte kurz über die Schulter und wandte sich an den älteren der beiden Wachen. „Meine Freundin und ich begeben uns für eine kurze Weile nach oben.“ 

Der Mann nickte und eskortierte sie durch den überfüllten Raum in den Flur und vorbei an einer weiteren Sicherheitskraft, die am Fuß der großen Treppe postiert war. 

Sie gingen hinauf in den dritten Stock und betraten ein luxuriöses Schlafzimmer. Auf den ersten Blick schien alles in weiß oder rosa gehalten zu sein, angefangen vom Kingsize-Bett mit einem Dutzend weicher, rosé- und lavendelfarbener Kissen bis hin zu einem weißen Zweisitzer am Fenster mit weiteren Kissen, einer prunkvollen Kommode mit passendem Silberspiegel und einem dicken Plüschteppich. 

Als sich die Tür hinter ihnen schloss und die Wachen auf der anderen Seite Position bezogen, atmete Jasmine erleichtert auf. Sie setzte sich auf die Couch und schob einen Kleidersack zur Seite, damit Parisa neben ihr Platz nehmen konnte. 

„Das ist eine willkommene Pause“, seufzte sie. 

Parisa fiel auf, dass der Blick der Freundin mehr Stress als Freude ausdrückte. „Ist alles okay mit dir?“

„Ja, aber … es ist ganz schön heftig. Als ich all die Leute sah, bekam ich fast keine Luft mehr. Und dann dieser Ring …“ Jasmine hielt ihre Hand hoch. „Seit Westley ihn mir an den Finger gesteckt hat, dreht sich alles in mir.“

Parisa lehnte sich vor, um ihn genauer zu betrachten. Der blaue Diamant war Perfektion pur: der rechteckige Schliff, die Klarheit, das Funkeln. „Ich habe noch nie einen so großen oder blauen Stein gesehen.“

„Er ist ein Unikat und seit zweihundert Jahren im Besitz der Familie Larimer.“

„Das ist eine lange Zeit.“

Jasmine fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. „Westleys Mutter Grace meinte, ich solle mich weigern, ihn anzunehmen. Sie sagte, er sei verflucht und dass seine Großmutter, die den Ring bei ihrer Hochzeit trug, ein Jahr später bei der Geburt ihres Kindes starb. Offenbar gab es vorher auch noch andere Tragödien. Grace machte Phillip von Anfang an klar, dass sie ihn nie anziehen würde. Von daher lag er viele Jahre nur im Tresor.“

„Ich bin mir sicher, dieses traurige Ereignis hatte nichts mit dem Ring zu tun.“ 

„Westley ist genau der gleichen Ansicht. Er sagte, es sei albern, diesen prächtigen Diamanten zu verstecken und wollte ihn mir als Symbol für unsere große Liebe überreichen. Wie könnte ich zu einer solch romantischen Geste Nein sagen?“

Parisa lächelte. „Das konntest du unmöglich.“

„Genau. Ich verhalte mich albern. Immerhin werde ich ihn ja nur wenige Male im Jahr tragen. Für die übrige Zeit hat Westley einen viel kleineren, aber trotzdem sehr schönen Diamantring für mich anfertigen lassen. Wie auch immer, genug von Schmuck. Wie geht es dir?“ 

„Mir geht es großartig.“

„Ich wusste nicht mal, dass du in New York bist.“

„Das bin ich eigentlich auch nicht. Ich kam extra für die Party her.“

„Oh … Ich schätze, das habe ich dann irgendwie falsch verstanden. Du arbeitest für das Staatsministerium, nicht wahr? Bist also quasi in die Fußstapfen deines Stiefvaters getreten.“

„Ja, ich nutze meine Sprachkenntnisse. Und du?“ Parisa war mehr daran interessiert, etwas über Jasmine zu erfahren, als über sich selbst zu sprechen.

„Ich bin Professorin für Wirtschaftswissenschaften am Everly College, oder zumindest war ich es – ich habe zum Ende des Herbstsemesters gekündigt. Als Westley mir einen Heiratsantrag machte, wurde mir klar, zu wie vielen Veranstaltungen er gehen muss und wie häufig er beruflich unterwegs ist. Immerhin ist er Vizepräsident von Larimer Enterprises. Er braucht eine Frau, die ihn begleitet, mit ihm die Firma repräsentiert und ihm eine vollwertige Partnerin ist. Das wäre mir mit einem Vollzeitjob nicht möglich.“

„Verständlich.“ 

Ein Schatten legte sich über ihre Augen. „Ist es das wirklich? Manchmal frage ich mich, ob ich meine Persönlichkeit aufgebe, um ein Teil seiner Welt zu sein. Opfere ich mein Leben für seines? Na ja, ich schätze mal, so ist das eben mit der Ehe. Meine Mutter wurde nach ihrer Heirat ebenfalls zur ergebensten Anhängerin meines Vaters. Er hat viele Male seinen Posten gewechselt, und sie war immer für ihn da, tat, was er von ihr verlangte. Und sie sind glücklich miteinander, zumindest die meiste Zeit über.“

Parisa wusste nicht so recht, was sie darauf antworten sollte. Die Zweifel in Jasmines Stimme überraschten sie. „Ich bin keine Expertin, was Beziehungen oder Ehe anbelangt und daher auch nicht in der Lage, Ratschläge zu erteilen, aber ich finde, du solltest mit Westley über deine Bedenken sprechen. Sicherlich möchte er dich doch genauso glücklich machen wie du ihn.“

„Er ist äußerst fürsorglich. Ich hätte nie gedacht, dass mich jemand so sehr lieben könnte, wie er es tut, aber er sagt mir die ganze Zeit, wie wunderbar ich bin. Er hat mich einfach total umgehauen.“ Sie hielt kurz inne. „Gibt es in deinem Leben einen Mann?“

„Im Moment nicht.“

Jasmine warf ihr einen ungläubigen Blick zu. „Wie ist das möglich? Sieh dich doch nur an. Bist du vielleicht zu wählerisch?“

„Kann gut sein“, entgegnete sie lachend. „Ich arbeite aber auch sehr viel. Ich reise ständig. Ich bin gut beschäftigt, aber glücklich mit meinem Leben.“

„Das ist gut. Ich habe in den letzten Jahren oft an dich gedacht. Wir konnten uns nie wirklich offiziell verabschieden – zumindest nicht persönlich. Die Briefe waren großartig, aber eben nicht das Gleiche. Anika und ich haben dich schrecklich vermisst, nachdem du uns verlassen musstest und waren so aufgeregt, als wir hörten, dass du wieder den Kontakt zu uns gesucht hast.“

Sie blinzelte verwirrt, als Jasmine ähnliche Worte benutzte wie vorhin ihre Schwester. „Was meinst du damit?“

Bevor ihre Freundin antworten konnte, zogen intensive Dunstschwaden in den Raum. 

Parisa hustete, blickte hinüber zum Lüftungsschacht und sah, wie dicker, wabernder Nebel durch die Lamellen trat. Instinktiv hielt sie sich die Hand vor den Mund. 

„Was ist das für ein Geruch?“, fragte Jasmine und sprang auf die Füße. Dann schwankte sie plötzlich und sank zu Boden. 

Parisa stand auf und wollte ihr zu Hilfe zu eilen, fühlte sich allerdings benommen und schwindelig und stürzte ebenfalls. Verzweifelt versuchte sie, Mund und Nase mit den Händen zu bedecken und nicht zu atmen. Etwas war faul hier. 

Die Schlafzimmertür wurde aufgerissen, und sie war erleichtert, weil sie erwartete, die Wachen kämen zu ihrer Rettung, doch die zwei Paar Männerschuhe, die an ihr vorbeieilten, schienen nicht zu den beiden vornehm gekleideten Bodyguards zu gehören. Einer trug schwarze Nikes, der andere braune Stiefel. 

Sie versuchte, den Kopf zu heben, etwas zu sagen, konnte sich jedoch nicht bewegen, war wie gelähmt. Jemand versetzte ihr einen Tritt und sie verstand nicht, warum er das tat. Sie bemühte sich aufzublicken, konnte aber die Augen nicht öffnen. Tiefer und tiefer drohte sie, in der Dunkelheit zu versinken und zwang sich weiterzukämpfen, denn sie befürchtete, wenn sie jetzt einschliefe, würde sie nie wieder erwachen …

DIE FBI-REIHE nimmt die Leser mit auf spannende, romantische und spannende Abenteuer! Während sich in den ersten fünf Romanen ein übergreifendes Mysterium abspielt, steht jede Geschichte völlig für sich und es gibt keine Cliffhanger!

Die Bücher enthalten komplexe und spannende Handlungsstränge, die von Entführung bis hin

zu organisierter Kriminalität, Terrorismus und Spionage reichen. Persönliche Geschichten stehen oft im Zusammenhang mit einer größeren, umfassenderen

Handlung, und überraschende Wendungen halten Sie die ganze Nacht wach. Beginnen Sie noch heute mit dem Lesen!

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